Machen Fotos Sinn?
Es begann so: 20 Minuten
vermeldete heute Morgen eine Schiesserei in Wiedikon, quasi vor unserer Haustüre. Meine Älteste fragte mich nach der Lektüre des Online-Artikels, weshalb ich nicht fotografieren gehe. Ich sei doch Fotograf. Mein Einwand, dass ich jetzt frühstücken wolle, schon ganz viele Handybilder online seien und es mich nicht auch noch brauchen würde, wischte sie beiseite.
Zuerst erwägten wir, den ältesten Sohn mit seiner neuen Kamera-Drohne loszuschicken. Das Teil ist erst zwei Tage in Betrieb und funktioniert zu unserem Erstaunen immer noch. Deshalb wurde dieser Gedanke verworfen. Die Jüngere meinte, es gäbe doch diesen Fotowettbewerb, man könne dort 10`000 Franken gewinnen und ich solle deshalb endlich den Finger herausnehmen.
Ich verlor auf der ganzen Linie, zog mich an, machte meine beiden Kameras bereit und marschierte los. Zur Belohnung schenkte mir meine grosse Tochter noch einen Kaffee ein.
Der Sachverhalt aus Sicht von Judith Hödl, der Sprecherin der Stadtplizei Zürich, ist Folgender:
“Kurz vor sechs Uhr heute Morgen fuchtelte ein 42 Jahre alter Äthiopier mit einem Fleischermesser herum. Polizisten wollten den Mann kontrollieren. Sie riefen eine zweite Patrouille. Als der Mann die Polizisten bemerkte, rannte er mit dem Messer auf die Polizisten los. Trotz Warnrufen gab er nicht auf. Deshalb schossen zwei Polizisten auf den Mann. Dieser ist verletzt und wird zur Zeit im Stadtspital Triemli operiert.”
Am Tatort dann Folgendes: Der Mann mit der dicken Kamera und Bauch im orangen Warngilet fragte die Medienverantwortliche, ob ein antisemitischer Hintergrund vorliege. In Wiedikon leben viele chassidische Juden.
Ein bisschen Antisemitismus würde seine Geschichte in der Hauptausgabe der Tagesschau aufhübschen.
Frau Hödl: “Das ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation.”
Derweil schreibt der Blick über Wildwestschiessereien in Wiedikon und so:. http://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/wild-west-in-zuerich-wiedikon-polizei-schiesst-auf-angreifer-taeter-im-spital-id4499112.html.
Das ist also meine Fotoreportage und die Geschichte dazu, erstellt auf Wunsch meiner beiden Töchter. Nicht alles im Leben ergebe eben einen Sinn, meinten sie.