top of page

Ich bin auch ein LKW.

Das Vergehen wiegt schwer und kostet normalerweise 540 Euro, aber in meinem Fall gab es einen Rabatt. Zu zahlen ist die "Niederschrift über eine Sicherheitsleistung" bar oder mit EC-Karte, aber auf der Stelle. Gezeichnet ist das Papier mit der Dokumentennummer „MA003265“ von den Herren Andrea Nölke und Andreas Demel.

Es waren diese beiden Autobahnpolizisten, die den kontemplativen Akt des Autofahrens von Schweden in den Süden durch ihr Überholmanöver jäh unterbrachen. Die Herren setzten sich vor mein Auto, pardon Lieferwagen, und schalteten die Leuchte mit der Aufschrift „Bitte folgen" ein. Widerstand schien mir zwecklos, und ich war mir auch keiner Widerhandlung gegen die deutsche Rechtsordnung bewusst.

Aber ich wurde bald eines Besseren belehrt. „So, Ihre Fahrzeugpapiere und Führerschein bitte“, mit leicht schwäbischem Akzent, denn wir befanden uns schon in Mannheim, Baden Württemberg. Der Fahrzeugausweis steckte ganz hinten in einer Seitentasche des Koffers. Ich war nervös und musste lange suchen. Denn es ist lange her, dass ich das letzte Mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten bin.

Nach Schweden musste ich aus drei Gründen:

1. Die 19 toten Mäuse, die sich in den drei Fallen in unserem Haus zu Tode gestützt hatten, musste ich als Raubtierfutter in den Wald werfen.

2. Stan, unser netter Nachbar, hatte mich informiert, dass bei uns und anderen Hausbesitzern eingebrochen worden sei. Das geschieht in schwedischen Wäldern ab und an. Oft sind es Kriminelle auf der Suche nach Kettensägen, Aufsitzmähern, Motorsensen und anderem Gartengerät der Marken John Deere, Stihl und Husqvarna. Andere werden verschmäht. Bei diesem Raubzug waren die Täter auf der Suche nach Benzin und Sommerreifen. Denn es wurden leere Reservekanister im Wald sichergestellt. Bei uns verlief die Diebestour allerdings ergebnislos, mit einem kleinen Schaden am Fenster. Denn die Motorsense und die Sommerreifen stapeln sich in einem anderen Raum. Normales Benzin und eine funktionstüchtige alte Mähmaschine der Marke Bucher wären jedoch da gewesen.

3. Und am Wichtigsten: Ich war schon lange nicht mehr im schönen Haus mitten im Wald.

Lüften.

Unter der Birke etwas zimmern.

Bei Bedarf Reparaturen ausführen.

Nette Leute einladen.

Das alles waren Beweggründe genug für die lange Reise nach Norden. Mit Anhänger Werkzeug und Maschinen machte ich mich vor zehn Tagen auf den Weg.

Letztes Jahr kaufte ich mir ein neues Auto. Das kam so: Beim grossen Umbau im alten Haus in Küttigen hatte unser Familienbus wegen den vielen Anhängertransporten mit Baumaterialien eine harte Zeit. Die Kupplung musste ich bereits vor zwei Jahren - nach einem Elchtransport im Wohnwagen - ersetzen. Das kostet viel Geld und der Plan ist, unseren Van noch ein paar Jahre fahren zu können.

So fiel die Wahl auf einen Pick-up, der tragen und viel ziehen kann. Elche, Balken, Beton, Kameras, Wohnwagen, aber auch Kinder im Fond.

Zugelassen ist das Auto auf meine kleine Firma, die Michael Würtenberg GmbH. Es handelt sich also um einen Lieferwagen.

Und jetzt kommts: Herr Nölke, der ältere der beiden Polizisten, eröffnete mir, dass ich mit meinem Fahrzeug eine Ordnungswidrigkeit begangen habe. “Verstoss gegen das Sonntags- und Feiertagsfahrverbot, aber aufgrund des nichtgewerblichen Charakters des Transportes kommt bei Ihnen ein reduziertes Strafmass zustande.”

Herr Nölke erwähnte auch folgende Möglichkeiten, das Fahrverbot zu umgehen:

1. Ich hätte die Maschinen und Werkzeuge auf der Ladefläche verstauen können.

Ohne Transportanhänger darf man in Deutschland auch an Karfreitag mit einem Lieferwagen unterwegs sein.

2. Das Material im Wohnwagen verstauen und den Sachentransportanhänger zu Hause lassen.

3. Die Kinder mitnehmen.

4. Das Auto als Personenwagen in der Schweiz eintragen.

5. Die Ladefläche mit einem sogenannten Hardtop, also einer Kiste, versehen und den nicht vorhandenen Hund mitnehmen. In diesem Fall, so habe ich es jedenfalls verstanden, dürfte ich auch den Anhänger mitnehmen.

Aber da keine der aufgeführten Möglichkeiten besteht, ist mein Auto ab sofort ein Lastkraftwagen, LKW bis 7,5 Tonnen, und darf bis 22 Uhr feiertags nicht bewegt werden. Aufgrund der toten Mäuse handelte es sich aber um einen nicht gewerblichen Transport. So kam der reduzierte Tarif zum Tragen, 120 Euro plus 25 Euro Schreibgebühr.

Featured Posts
Recent Posts
Search By Tags
Follow me
    • Facebook - Black Circle
    • Twitter - Black Circle
    bottom of page