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Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

“Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.” Darauf besannen wir uns letzten Sonntag, als wir den Jüngsten der Familie motivierten, “den ganzen Gaggi anzuschauen, den alle Menschen der Stadt Zürich am 24. März dieses Jahres gemacht haben.”

Kunst mittels Fäkalien an Kinder zu vermitteln, funktionierte in unsere Familie schon immer gut. Vor einigen Jahren gab es einen Künstler, der einen überdimensionierten Schiss einer deutschen Dogge als aufblasbare Skulptur auf das Dach des Klee Museums in Bern setzte. Der Hunde Haufen war schwarz und spektakulär von der Autobahn aus zu sehen.

So war es ein Leichtes den Älteren, der damals noch klein aber unglaublich neugierig und forsch war, dazu zu bringen, das Klee Museum von nah anzuschauen.

Wir mussten den Besuch der Ausstellung leider abkürzen, weil unser Bub schon bald den Stöpsel fand und die Luft aus der riesigen Skulptur mit dem Titel “Complex Shit» des US amerikanischen Künstlers Paul McCarthy, abliess.

Die Ausstellung, die wir heuer besuchen wollten, heisst Manifesta 11 und ist sehr anspruchsvoll. Das merkt man daran, dass bereits vom Eingang her viele junge Menschen sichtbar sind, die einen Badge mit der Aufschrift “Art Mediator” tragen, deren Hauptaufgabe es ist, wie wir später sehen werden, mit Aussagen wie “don’t touch!” den Besuch zu würzen.

Mit dem Konzept der Manifesta “What People Do For Money” kamen wir beim Eingang in Kontakt, als Kunststudentinnen versuchten, uns zwei Eintrittskarten à 30 Franken zu verkaufen, aber der Internetzugang harmonierte

nicht mit unserer Kreditkarte . 60 Franken hatten wir bar nicht zur Hand. Sie seien seriös, lehnten die beiden ab, als wir ihren Staff-Badge für 10 Franken “mieten” wollten, um die Skulptur mit dem Titel “The Zurich Load” zu bestaunen. Wir wiederum waren uns unschlüssig, ob uns das Anschauen von 80 Tonnen Scheisse 60 Stutz wert ist.

So machten wir noch einen Spaziergang zum nahe gelegenen Kino Abaton, in der Hoffnung, dass dort “Alvin und die Chipmunks 4” oder ein anderer Blockbuster laufe, der unser Männchen begeistern würde.

Leider hatten alle Vorstellungen schon begonnen. Also zurück zum Löwenbräu Areal, wo das Internet wieder funktionierte und wir zwei Karten kauften. Bereits bei der ersten Skulptur machte unser Junge Bekanntschaft mit einem “Art Mediator”.

Vor der Tür zur Kot-Skulptur hat es verschiedene Duftwasser und Geruchsneutralisatoren aus der Spraydose. Wir wurden schriftlich darauf hingewiesen, dass die Emissionen teil des Konzeptes und durchaus erwünscht sind.

Beherzt öffneten wir die Tür. Es stinkt. Die Würfel sind braun-grau und auf Europaletten gelagert und werden von zwei Ventilatoren belüftet.

Der erste bläst frische Luft in den weissen Raum, der zweite zieht die verstunkene Luft ins Freie. Sonst würde man den Besuch nicht aushalten. Es ist ein einmaliges Werk, dass im riesigen Saal sehr schön zur Geltung kommt. Soviel haben wir festgestellt.

Aber wir vermissten hier einen Kunstvermittler der uns mit Wäscheklammer auf der Nase unsere Fragen beantwortete. Zum Beispiel diese, wie der Künstler Mike Bouchet darauf kam, die Kacke der Zürcher und Zürcherinnen ausgerechnet am 24. März 2016 zu sammeln.

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